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Geschichte

Auf dem markanten Felsen als Ausläufer des Gonzens hat man den besten Überblick auf die Sarganser Rheinebene, das Rhein- und das Seeztal. Hier oben bestand wahrscheinlich in römischer Zeit ein Wachtturm. Es war bereits damals wichtig, den Verkehr und den Handel auf dieser wichtigen Nord-Süd- und Ost-West-Achse zu kontrollieren.

Diese gute Lage machten sich im 12. Jahrhundert auch die Grafen von Montfort-Werdenberg-Sargans zunutze, als sie den ersten Turm errichteten. Zuerst bewohnte ihn nur einer ihrer Dienstmannen als Verwalter, bis die Grafen um 1260 das Städtchen zu Füssen des Schlosses gründeten und es durch eine Rankstiege mit der Burg verbanden. Nun nahmen die Grafen selbst in Sargans Wohnsitz. Sieben Generationen lang beherrschten sie als feudale Herren ein Gebiet, das zeitweise vom San Bernardino bis zum Bodensee reichte. Im 15. Jh. wurde das Schloss mehrfach belagert, aber nie eingenommen. Dem allgemeinen Niedergang des Adels konnten sich auch die Grafen von Sargans nicht entziehen: 1483 verkaufte Graf Jörg als Letzter seines Geschlechts die Burg an die Sieben Alten Orte der Eidgenossenschaft.

Als Landvogteisitz (1483-1798) wurde die Burg nun aus- und umgebaut:

  • Der Palas, das Hauptgebäude, fand nach einem Erdbeben 1459 seine heutige Form mit Wohn- und Arbeitsräumen und dem grossen Landgerichtssaal (heute auch: Rittersaal). Dieser hat mit seinen wertvollen Wappenmalereien der Landvögte nationale Bedeutung.
  • Der Palas enthält weitere eindrückliche Amts- und Wohnräume des Landvogts und seiner Familie: die Audienzstube mit gotischer Decke von 1510, das Landvogtstübli aus dem Jahr 1537 oder das Gräfin-Agnes-Zimmer mit Jahrzahl 1508.
  • Die alte Küche enthält eine Sandsteinmaske aus dem Anfang des 16. Jh. – und von ihr führt ein Gang (durch den heutigen Museumsladen) in die Grafenstube (heute: Museumscafé). Auf den frischen Putz gemalte Wandmalereien von 1460 geben Einblick ins mittelalterliche Leben und ins höfische Milieu. Sie ermöglichen ein Eintauchen in eine längst vergangene Zeit.
  • Das Hintere Schloss, 1460 erbaut, musste nach 1860 wegen Baufälligkeit abgetragen werden. Hier befinden sich heute die Terrassen – mit bestem Blick aufs Städtchen, auf die Verkehrswege aus West und Ost, ins Bündnerland und über den Rhein ins Liechtenstein und gegen Österreich das Rheintal hinunter.

Nach der Zeit der Französischen Revolution und einer kurzzeitigen Besetzung durch französische Truppen kam das Schloss in den Besitz des neu gegründeten Kantons St. Gallen und ab 1834 in private Hände. Seit 1899 gehört das Kunst- und Kulturdenkmal der Ortsgemeinde (Bürgergemeinde) Sargans, die das Schloss in der Folge aufwändig restaurieren liessen.

Als Wahrzeichen des Sarganserlandes ist es öffentlich zugänglich. Ein Restaurant (seit 1901), ein Torkelkeller gleich eingangs beim mächtigen Schlosstor sowie das Museum Sarganserland (seit 1966) beleben das mittelalterlich geprägte Gebäude auf dem markanten Felsen. Das Museum wurde 1984 mit dem Titel «Museum des Jahres in Europa» geehrt und vermittelt nach wie vor, immer wieder aktualisiert und neu gestaltet, Kultur und Geschichte des Sarganserlandes. Seit 2024 wird das Schloss durch die Stiftung Schloss Sargans operativ geführt.

Mathias Bugg, Präsident des Historischen Vereins Sarganserland